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Die Auswirkungen der Klimakrise: Bericht und Downloads

Eine fundamentale Herausforderung für Mensch und Gesellschaft

Die Auswirkungen des Klimawandels sind kein Szenario der Zukunft, sondern erfordern schon heute Reflexion und Anpassung. Dass es dabei nicht nur um technische Lösungen geht, sondern auch um Fragen nach Zusammenhalt und sogar Spiritualität, machte der zweite Dialogabend zum Klimawandel am 29. Januar in der Pauluskirche deutlich. Vor zahlreichen Zuhörern sprach zunächst der Agrarökonom Till Below, der mit kleinbäuerlichen Betrieben in Tansania Strategien zur Reduzierung von Ernteausfällen erarbeitet hat. Eindrucksvoll beschrieb er, wie wichtig bei solchen Projekten der „Faktor Mensch“ sei. Die lokal Verantwortlichen müssten intensiv eingebunden werden, damit alle die Lösungsstrategien gemeinsam trügen. Anhand von Fotos zeigte er, wie ein solcher Dialog durchgeführt wurde, um klimabedingte Ernteausfälle zu verringern.

Below wies auch auf die Dringlichkeit hin, die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren. Nach derzeitigen Prognosen erhöhe sich die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 um 3,3 Grad Celsius. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens würden mit der derzeitigen Politik nicht erreicht, was erhebliche Probleme für die Ernährung der Weltbevölkerung mit sich bringe. Würde gar keine Klimapolitik betrieben, sei eine Erwärmung um 4,9 Grad zu erwarten, so Below. In diesem Szenario könnten wohl nur noch eine Milliarde Menschen ernährt werden, so der Agrarökonom.

Mögliche Auswirkungen in Deutschland

Im Anschluss sprach Sven Linow, Professor für Thermodynamik an der Hochschule Darmstadt, über Klimarisiken in Deutschland. Am Beispiel des Küstenschutzes in Greetsiel (Ostfriesland) stellte er dar, wie aufwendig die Anpassung an die steigenden Meeresspiegel ist. Auf diese Folge des Klimawandels könne man sich in Deutschland vorbereiten, weil die Ressourcen zur Verfügung stünden. Es werde aber auch Unerwartetes eintreten, und dann sei der menschliche Zusammenhalt entscheidend. Als Beispiel nannte Linow einen großflächigen Ausfall der Stromversorgung, was bei immer heißeren Sommern wahrscheinlicher werde. Im Juni 2019 sei Deutschland haarscharf einem großen Blackout entgangen. Anders als es sich Laien oft vorstellten, benötige das Wiederanfahren der Stromnetze mindestens drei bis fünf Tage.

Szenario eines großflächigen Blackouts

Anschaulich schilderte der Wissenschaftler, was ein mehrtägiger Ausfall der Elektrizität bedeute. Die Telekommunikation funktioniere nicht und Menschen könnten nicht erfahren, wie es anderen geht. Lebensmittel verdürben, auch die Vorräte in den Supermärkten. Die Trinkwasserversorgung könne wahrscheinlich nicht aufrechterhalten werden, weil nicht so viel Notstrom zur Verfügung stehe. Das bedeute, dass selbst Basisbedürfnisse wie Essen und Trinken nicht mehr ohne weiteres befriedigt werden könnten. Ähnlich könne die Situation nach großen Extremwettereignissen sein.

Für die Vorbereitung auf solche Szenarien warb Linow dafür, nicht nur die Technik, sondern die menschlichen und gesellschaftlichen Faktoren in den Blick zu nehmen. Er sprach dabei von „Resilienz“ und verstand darunter „die Fähigkeit mit dem Unerwarteten, insbesondere mit zerstörenden Ereignissen umzugehen durch aktive Anpassung“. Im Falle eines längeren Stromausfalls sei etwa nachbarschaftliche Hilfe wichtig. Wer selbst keine Vorräte an Lebensmitteln und Trinkwasser habe, könne nebenan etwas bekommen. Eingeübter Zusammenhalt gewinne erheblich an Bedeutung in einer Gesellschaft, die es mit den Folgen des Klimawandels zu tun bekomme, so Linow.

Wie ist Veränderung möglich?

In der anschließenden Aussprache ging es unter anderem darum, dass vielen Menschen das Ausmaß der zu erwartenden Klimaveränderungen nicht bewusst sei und dass der Dialog darüber verstärkt werden sollte. Ein Zuhörer merkte an, dass mit der Reduzierung von Treibhausgasemissionen auch Anfragen „an unsere Lebens- und Wirtschaftsweise“ verbunden seien. Es gehe um die Frage, wie stark sich Menschen über ihre Konsummöglichkeiten definierten.

Spirituelle Aspekte der Herausforderung

Ebenfalls angesprochen wurden spirituelle Aspekte. Eine „Liebe zur Erde“ sei nötig, um die einschneidenden Schritte zur Begrenzung des Klimawandels zu gehen, so eine Wortmeldung aus dem Publikum. Pfarrer Raimund Wirth verwies auf die Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus. In diesem Schreiben würden „die wissenschaftlichen Erkenntnisse fundiert und in aller Klarheit dargestellt“, aber auch der Hoffnung auf eine Transformation Ausdruck gegeben. Dass die Enzyklika mit einem Gebet schließe, das Christen wie Nicht-Christen beten könnten, sei ein gutes Signal. Es gehe beim Klimawandel über weltanschauliche Grenzen hinweg um die Frage, was wirklich wichtig sei und was eine Gesellschaft trage.

Die von den Darmstädter „Scientists for Future“ und der Pauluskirche in Kooperation mit dem Evangelischen Dekanat durchgeführte Veranstaltungsreihe wird am 12. Februar fortgesetzt. Andreas Hornung, Professor am Fraunhofer-Institut für Umwelttechnik in Sulzbach-Rosenberg, spricht über „die Treibstoffe von morgen“ und die Bedeutung einer nachhaltigen Treibstoffgewinnung im Kampf gegen die Erderwärmung. Andreas Hornung ist einer der weltweit führenden Experten für die Entwicklung von Verfahren, bei denen biogene Reststoffe wie z.B. Klärschlamm in Benzin umgewandelt werden. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

Downloads

Präsentation von Till Below (pdf, 1,3 MB)

Präsentation von Sven Linow (pdf, 2,1 MB)

Kontakt

Pfarrer Dr. Raimund Wirth

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